Corona-Update – 20. bis 23. April

Der gegrillte Fuß hat sich wieder beruhigt – am 22. April habe ich meine erste Radtour über den Schindelberg gewagt. Der Gegenwind in Richtung Eichelberg hat mich zwar dann zermürbt, aber der Fuß hat gehalten.

Das Wetter ist immer noch frühsommerlich. Warm, teilweise windig und viel zu trocken. Daher bin gehört zu meinen täglichen Ritualen, die Polster auf die Stühle der Terrasse zu legen, den Sonnenschirm zu öffnen und den Garten zu gießen.

Bei den Kids hat die Schule ja auch wieder begonnen und es hat mich gefreut, dass sich die Klassenlehrerin aus der 8. Klasse bei mir gemeldet hat, um mal zu hören, wie es unseren Zwillingen ergeht, wie sie mit dem Schulstoff zurecht kommen. Hier muss ich sagen, dass ich auf meine Kinder sehr stolz bin. Sie sind gewissenhaft, sie sind selbständig und sie können sich organisieren. Carla, die ja kein Geschwister in der gleichen Klasse hat, ruft per WhatsApp Emmy an und die beiden machen dann virtuell zusammen ihre Schulaufgaben. Und die Zwillinge helfen sich gegenseitig, motivieren sich auch gegenseitig. Das ist weit von dem entfernt, was einem so manche Lautsprecher über unsere Kinder weismachen wollen.

Heute habe ich meine Kinder entsprechend gelobt und Alexa meinte, dass genau das Thema auch Rezo in seinem letzten Video aufgegriffen hat – zusammen mit dem Thema Heinsberg-Studie und anderen aktuellen Themen. Das muss ich mir in den nächsten Tagen auch mal anschauen. Einen Vergleich hat sie mir auch gleich gesagt – das mit den viel zu raschen Lockerungen in der Corona-Krise mit der Begründung dass die Maßnahmen ja gewirkt hätten sei wie mit dem Entschluss das Kondom beim Geschlechtsverkehr wegzulassen… Der Kerl hat immer super eingängige Bilder die sogar ich sofort kapiere.

Was mich in den letzten Tagen auch sehr beschäftigt hat, ist ein Papier des Zukunftsinstituts: Die Wirtschaft nach Corona: Wochen der Weichenstellung. Dieses Papier hat mir sehr viel Mut gemacht, denn es zeichnet eine Welt in der unsere Kinder wieder Chancen haben, die sie so in der Welt vor Corona wohl nie bekommen hätten. Denn durch die Krise werden viele alte und starre Strukturen zerbrechen und es werden neue Dinge entstehen – es besteht wieder der Bedarf an Kreativität und nicht an Konformität. Natürlich wird dieser Umbruch viele Opfer verlangen – wir erleben es ja gerade jetzt schon sehr drastisch.

Mir hat das Lesen dieses Papiers klar gemacht, was ich schon längst hätte wissen müssen. Unsere Gesellschaft befindet sich gerade in einem Veränderungsprozess, der in einer Dynamik und einer Vehemenz auf uns einwirkt, wie es schon sehr lange nicht mehr der Fall war. Jeder Veränderungsprozess aber bewirkt bei jedem Einzelnen von uns, dass wir ihn mit all seinen Phasen durchleben (siehe auch https://change-leadership.org/die-sieben-phasen-der-individuellen-veraenderung/):

  • Schock – negative Vorahnung, Schockzustand, Apathie, Ablehnung der Verantwortung
  • Verneinung – Anti-Haltung, Ablehnung gegenüber der Veränderung, abwartende Haltung
  • Einsicht – Auseinandersetzung mit Veränderung und eigener Einstellung, Positive Bewertung der eigenen Kompetenz im Veränderungsprozess
  • Akzeptanz – Emotionale und rationale Akzeptanz der Veränderung, negative Bewertung der eigenen Kompetenzen im Veränderungsprozess
  • Ausprobieren – Trial and Errorphase, Konkrete und aktive Auseinandersetzung mit neuen Anforderungen und Aufgaben
  • Erkenntnis – Aktives Arbeiten an eigener Kompetenz, Steigerung der Selbstsicherheit
  • Integration – Routine im Umgang mit neuen Herausforderungen, Integration neuer Arbeitsweisen in den Alltag

Wichtig ist, dass es einem bewußt ist, dass jeder in unterschiedlicher Geschwindigkeit durch solche Veränderungsprozesse geht. Es gibt immer Menschen, die das Tal der Tränen schnell hinter sich lassen und die blühenden Landschaften sehen, wo andere noch mit der Welt abgeschlossen haben. Und dies macht die aktuelle Situation auch so spannend und explosiv. Menschen wie zum Beispiel die Autoren der Studie des Zukunftsinstituts sind schon längst am Ender des Veränderungsprozesses angekommen, wo die Mehrzahl der Bevölkerung noch bei der Verneinung stehen geblieben ist und jedem Scharlatan nachrennt, der sagt, dass der Virus doch nur eine normale Grippe ist und irgendwelche bösen Mächte wollen, dass unsere Grundrechte eingeschränkt werden.

Diese Erkenntnis war für mich wichtig, denn nun kann ich auf mich schauen und mir überlegen, wo ich in diesem Prozess stehe, wo meine Familie steht, wo meine Freunde und Bekannten stehen, … Das wird mir helfen zu verstehen, warum ich mich manchmal wundere.

Das soll es dann für heute mal gewesen sein. Ich werde nun wieder das Homeoffice aufschließen – dankbar, dass mein Arbeitgeber zu mir hält und dankbar, dass ich mich mit meinen Kollegen austauschen kann.

Gerade hat mich noch ein Gedanken ereilt, den ich hier noch festhalten muss…

Wie oben geschrieben hat mich meine Tochter heute auf ein neues Video von Rezo hingewiesen. Ich habe es mir angeschaut und muss sagen dass mich dieser junge Mensch beeindruckt. Das macht mich ehrlich gesagt glücklich, wenn ich sehe wie gerade junge Menschen sich so aktiv in die Gesellschaft einbringen. Denn die Jugend ist unsere Zukunft. Darum bin ich auch stolz auf meine Kinder, die die aktuelle Situation teilweise besser meistern als ihre Eltern.

Gerade in der aktuellen Situation werden wir erfahrenen Menschen uns nämlich eingestehen müssen, dass unsere Erfahrung aus einer Zeit stammt, die es so nicht mehr gibt. Sie war richtig und gut, als wir noch an grenzenloses Wachstum und das Allheilmittel Technologie geglaubt haben. Aber ich glaube, dass sich die Welt durch die aktuelle Krise verändern wird und dass es dann andere Spielregeln geben wird, die mehr nach dem Sinn als nach dem immer mehr sich ausrichten wird. Und dann wird all die gesammelte Erfahrung plötzlich eher hinderlich sein, denn sie basiert auf alten Spielregeln. Und hier wird die Stunde unserer Kinder schlagen, die mit Kreativität und Euphorie an die Sache gehen werden.

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