Ein anderer Blick auf Gott und Teufel

Bei meinem Spaziergang heute rund um Angelbachtal hatte ich einige grundsätzliche Gedanken und Gefühle. Es ging um die Leere, um mich, wie ich mich selbst sehe und wahrnehme und ob ich mit mir im Einklang bin und wo da Themen sind, die ich mir genauer anschauen sollte.

Irgendwann schweiften die Gedanken ab und wie aus dem Nichts kam das Thema Gott, Teufel und wie meine Einstellung dazu ist. Mein bisheriges Erleben des Themas reicht in meine Kindheit. Ich kann mich daran erinnern, dass ich das Bild hatte, dass Gott in meinen Eltern ist, sprich, dass sie die Repräsentanten von Gott in meinen Leben seien. Irgendwann wurde mir bewusst, dass auch sie nur große Exemplare meiner Selbst sind und sie genauso fehlerhaft sind wie auch ich.

In der Folge war Gott und auch der Teufel dann abstrakte Wesen die für das Gute oder Göttliche bzw. für das Böse oder Teuflische standen. Zu dieser Zeit besuchte ich noch jede Woche mindestens einmal den Gottesdienst und hörte dort die Geschichten aus der Bibel. Es wurde in der Regel ein Text aus dem alten und ein Text aus dem Neuen Testament gelesen. Die Texte des alten Testaments waren mir oft fremd, die Texte aus dem neuen Testament waren doch eher zusammenhängend und hatten ein Thema, das mich angesprochen hat – wie kann man in einer feindlichen Welt mit dem Ansatz Nächstenliebe bestehen und was ist der Preis dafür. Oft gingen diese Versuche ja doch tödlich aus für die Menschen, die das versuchten. Letztlich auch für Jesus, der sogar von seinem eigenen Jünger verraten wurde.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich aber dann zu den Naturwissenschaften hin und der abstrakte Gott des neuen und alten Testaments rückte immer weiter von mir weg. Er war nicht mehr notwendig, um die Wunder der Natur zu beschreiben – hierfür gab es die Wissenschaft. Und auch zur Beschreibung von menschlichem Glück oder Unglück taugte er kaum noch, denn hier war es oft Vermögen oder Unvermögen oder einfach nur die Stochastik, die ihr Schabernack mit uns treibt.

Mein weiteres Leben war sehr faktisch ausgerichtet. Es gibt für alles eine Erklärung und man muss nur die Dinge genau analysieren, um zu verstehen, warum etwas passiert wie es passiert. Frei nach Albert Einstein: „Gott würfelt nicht“.

Dies veränderte sich, als ich bei einer Organisationstransformation meiner Firma viele Teams als Change-Agent durch diese Zeit begleiten durfte. Die Dynamik zeigte, dass nicht alles vorhersehbar ist, auch wenn man die Teamworkshops noch so gut vorbereitete. Es gab immer eine Dynamik, die für jegliche Überraschungen gut war. Mir wurde klar, dass meine bisherigen Fähigkeiten nicht ausreichten, um dies zu verstehen. Also fragte ich nach einer Schulung nach und bekam die Gelegenheit eine Coachingausbildung am ISB in Wiesloch machen zu dürfen.

Hier bekam ich viele Werkzeuge an die Hand, aber mir begegnete hier auch die Ideen von C.G. Jung. Die Unterscheidung des Ich und des Selbst war mir zuerst mehr als suspekt. Die Idee, dass es ein kollektives Unbewusstes gibt, das sich alle Geschöpfe der Welt teilen und dass darin die Erfahrung aller bisherigen und zukünftigen Geschöpfe gespeichert sind, fand ich erst sehr befremdlich, doch irgendwann fand ich Zugang dazu und konnte mir eine Analogie zu dem von mir Erlernten bauen: Letztendlich könnte man sagen, dass es das schwarze Loch auf psychischer Ebene ist. Dieses kollektive Unbewusste kennt kein Gut oder Böse. Eine Wertung erfolgt erst durch das Ich und ist daher äußerst subjektiv.

Dieses Gedankengebäude war es, dass mich nochmal über die Worte Göttlich, Gott, Teuflisch, Teufel nachzudenken. Diese Kategorisierung enthält eine Wertung, die ganz subjektiv von jedem einzelnen getroffen wird für etwas, was für ihn unbegreiflich oder vom Verstand unerklärlich ist. Ist es nach seiner subjektiven Einschätzung positiv, dann wird es Gott zugeschrieben, ist es dagegen negativ, dann treibt hier der Teufel sein Spiel.

Ein Beispiel mag das illustrieren. Wenn morgen Vladimir Putin ein Meteor auf den Kopf fällt und von ihm nichts als Asche überbleibt, dann ist das für einen bestimmten Teil der Welt eine göttliche Fügung, wogegen man zumindest in Teilen der Welt eher von einem teuflischen Plan sprechen wird. Was für beide Parteien gleich ist, ist die Tatsache, dass es unbegreiflich ist, denn die Wahrscheinlichkeit, dass dies passieren kann, ist geradezu unendlich klein.

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