Es gibt viele Bücher, Blogs und ähnliches, die sich mit dem Thema beschäftigen. Es gibt darin viele Hinweise, was es nicht ist – nämlich das Rennen im Hamsterrad unserer aktuellen Gesellschaftsform. Es geht darin nie um Macht, Geld oder Ruhm sondern vielmehr um Gemeinschaft, Freundschaft, Dankbarkeit.
Und heute bin ich nun über eine Studie gestolpert, die seit fast einem Jahrhundert läuft – ohne Unterbrechung trotz aller geopolitischer Wirren. Es geht um die Studie „Harvard Second Generation Study“. In der Studie wurden 268 Studenten der Harvard-Universität und 456 Kinder im Alter zwischen 11 und 16 immer wieder befragt, medizinisch untersucht und ausführlich interviewt, wobei auch deren soziales Umfeld interviewt wurde. Mittlerweile werden ihre Kinder und Enkel befragt. Einige der ursprünglichen Gruppe sind aber immer noch dabei.
Das Ergebnis ist frappierend. Nicht die Erfolgreichen wurden alt – nein es waren diejenigen die gute Beziehungen mit anderen Menschen eingegangen sind. Dabei handelt es sich um familiäre Beziehungen, Ehen aber auch Freundschaften oder flüchtige Bekanntschaften. Menschen die erfüllte Beziehungen eingehen leben länger, bleiben geistig vitaler. Einsame Menschen dagegen sterben früher und verlieren schneller ihre geistigen Fähigkeiten.
Da sollte man doch meinen, dass eine Gesellschaft, die ja die Rahmenbedingungen für uns alle definiert, zum Wohle ihrer Menschen handeln sollte. Weit gefehlt – von der Schule, über das Berufsleben und auch ins Alter wird uns suggeriert, dass nur wer Geld und Macht hat, ein gutes Leben führt. Für die Träumer und Aussteiger haben wir maximal ein mitleidiges Lächeln über – die Spinner eben. Wir haben nur Zeit für die Karriere und gehen dabei über Leichen.
Schon vor Jahren, habe ich mir die Frage gestellt, warum wir immer müssen müssen. Hier der Blog dazu: Müssen, können, dürfen… – mit dieser Studie wird ein Schuh daraus, warum ich es schon damals bemerkenswert fand, dass Menschen in einer Stadt wie München so gut wie nie lächeln und dass alle aneinander vorbeirennen ohne sich wirklich wahrzunehmen.
Der Leiter der Studie – Professor Waldinger – hat in einem TED-Talk die Zuhörer zu einem Experiment aufgefordert. Gehe in Dich und überlege, wen Du schon länger nicht mehr gesprochen hast und den Du aber gerne wieder sprechen würdest. Kontaktiere ihn/sie mit einer kurzen Nachricht und schaue was passiert. Ich habe kurz darüber nachgedacht, wer das wohl sein könnte – es sind mir zwei Namen eingefallen. Ich habe denjenigen kontaktiert, der mir zuerst eingefallen ist – ich habe ihn seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen und gesprochen. Mal sehen, was passieren wird. Ich bin gespannt.
Für mich habe ich nach diesem Impuls durch die Studie überlegt, wie ich mich denn schlage. Und ich finde, das mache ich recht gut. Aus so ziemlich allen Lebensphasen habe ich Freunde aufgesammelt, ob das die Familie oder auch die Grundschule ist, die Zeit als Messdiener, die Schulzeit, Studium, Arbeitsleben, Vereinsleben. Immer sind ein paar wenige Kontakte geblieben, die mir wichtig sind und zu denen ich den Kontakt pflege. Mit einigen gibt es sehr regelmäßig Kontakt mit anderen eher sporadisch. Aber eins ist jedem Kontakt gleich – ich bin danach froh und zufrieden mal wieder einen mir wichtigen Menschen getroffen zu haben und ich freue mich schon den Menschen wieder zu sehen. Scheinbar habe ich instinktiv nicht alles falsch gemacht.