Corona-Tagebuch März

Nach dem ersten Versuch die Geschehnisse rund um Corona bis Anfang März mir von der Seele zu schreiben, kommt nun der Versuch den März Revue passieren zu lassen.

Die Quellenanalyse

Der März war vor allem damit geprägt, die Informationen, die es zu der Corona-Krise gibt zu filtern, zu analysieren und zu bewerten. Wie schon im letzten Post geschrieben, war hier vor allem der tägliche Podcast von Christian Drosten ein Quell von Gedankenanregungen. Daher sei dieser Podcast als erstens genannt: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Corona-Podcast-Alle-Folgen-in-der-Uebersicht,podcastcoronavirus134.html

Von dort aus habe ich mir die Informationen des RKI sehr genau angeschaut. Wichtig waren und sind mir hierbei folgende Seiten:

Zusätzlich dazu ziehe ich Informationen aus:

Was waren meine wichtigsten Erkenntnisse daraus:

  • Bei all den Anstrengungen, die wir als Gesellschaft jetzt zu stemmen haben, geht es vor allem darum, dass unser Gesundheitssystem hier nicht in eine Überlastsituation kommt. Dass dies wichtig ist, hat die Situation in Wuhan gezeigt, wo die Sterblichkeit um Faktoren höher war als im Umland von Wuhan. Dies hat folgende Konsequenzen:
    • Wir müssen die Zahl der Neuansteckungen in einem erträglichen Rahmen halten. Auf jeden Fall darf hier die exponentielle Ausbreitung nicht weitergehen, sondern idealerweise muss sie auf einem erträglichen Niveau konstant bleiben
    • Wir müssen diejenigen davor schützen, sich anzustecken, die statistisch gesehen am wahrscheinlichsten in einen kritischen Zustand fallen werden, der intensivmedizinische Maßnahmen erfordert. Dadurch können wir uns eine höhere Infektionsrate der Gesamtbevölkerung erlauben
    • Wir müssen aktuell nicht dringliche medizinische Eingriffe aussetzen auf eine Zeit in der wir relativ gut die Auslastung unserer Krankenhäuser voraussagen können
  • Um diese Anstrengungen der Gesellschaft auch nachhaltig aushalten zu können, müssen wir wissen um was es hier geht – also den Ernst der Lage für uns als Gesellschaft erkennen. Nur so können wir als einzelne Mitglieder dieser Gesellschaft die negativen Auswirkungen überhaupt verkraften und verarbeiten, die da sind:
    • In einer Ungewissheit leben zu müssen, wie lange die teilweise einschneidenden Eingriffe in unsere Persönlichkeit dauern werden
    • Existenzielle Ängste zu ertragen, wie es um die eigene Gesundheit, das eigene Auskommen bestellt sein wird
    • Die soziale Isoliertheit auszuhalten, die das aktuellen Kontaktverbot uns auferlegt
    • Die Sorge um Angehörige zu verkraften, die evtl. zu einer Risikogruppe gehören oder auch aktiv von der Krankheit schon betroffen sind und diese gerade durchstehen

Das macht es in meinen Augen daher unbedingt notwendig, dass hier die verantwortlichen Kräfte besser mit ihrer Verantwortung umgehen. Hier sehe ich vor allem folgende Gruppen:

  • Politiker über Parteigrenzen hinweg
  • Medien (Fernsehen, Zeitung, Blogger, …)
  • Fachleute (Mediziner, Krisenforscher, Zukunftsforscher, Ökonomen, …)

Dabei ist meiner Meinung nach vor allem der bisherige Hang zur Meinungsführerschaft bestimmter Gruppen ein Hindernis. Gerade in dieser Situation sollten alle verantwortlich beteiligten anfangen die eigene Person in den Hintergrund zu stellen und mehr an die gesellschaftliche Verantwortung zu denken, die sie als verantwortliche Akteure haben. Als Vorbild hat sich hier Christian Drosten in meiner Wahrnehmung hervorgetan, der trotz Anfeindungen aus verschiedenen Lager immer noch den Mut hat, die Öffentlichkeit in einer unaufgeregten und sachlichen Art und Weise gemeinverständlich zu informieren. Herr Drosten gesteht sich auch ein, wenn er aufgrund von falschen Annahmen die falschen Schlüsse gezogen hat und ist sich nicht zu schade dies öffentlich zu revidieren indem er die neuen Annahmen erklärt und uns teilhaben lässt an den Schlüssen die sich daraus ergeben. Genau dieses Verhalten führt dazu, dass ich ihm das Vertrauen schenke.

Desinformation in Zeiten der Krise

Dieses Thema hat mich auch sehr beschäftigt in den Wochen im März. Warum wurden im Januar und auch Februar von verantwortlichen Personen Aussagen getroffen, die wenn man heute zurückschaut schlicht und ergreifend falsch waren. Und sogar mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von diesen Personen auch entgegen besseren Wissens getätigt wurden.

Wer sich die Abschiedsvorlesung „Warum schweigen die Lämmer“ von Professor Mausfeld angehört hat, der muss sich eh bei jeder Meldung die Frage stellen, warum wird diese Meldung gerade jetzt und in dieser Art gemacht. Was steckt dahinter und wem nützt es.

Ich denke aber, dass zumindest seit März hier eine Strategie dahinter steckt, die uns als Herde in der Quarantäne auch schützen will. Wahrscheinlich lief das aber schon früher los. Ansonsten ist nicht zu erklären wie unser Gesundheitsminister im Januar noch von gut vorbereitetem Gesundheitssystem reden konnte, das aber leider keine Schutzausrüstung hat und bei einer zu hohen Infektionsrate der Bevölkerung auch schnell an seine Belastungsgrenze kommen kann. Gleiches Thema ist die Diskussion über das Tragen von Masken. Ich denke die Sinnhaftigkeit erst einmal in Frage zu stellen, sollte noch ein wenig Zeit verschaffen, damit unser Gesundheitssystem versuchen kann darauf zu reagieren. Man hat ja beim Klopapier gesehen, was passiert, wenn der deutsche Michel in die Supermärkte marschiert und die Regale leer räumt.

Allerdings ist die Desinformation aber auch ein gefährliches Spiel, das auch gerne nach hinten losgeht. Umso mehr bin ich dafür dankbar, dass die Informationen aber doch sonst relativ gut und auch von glaubwürdiger Stelle zugänglich sind.

Das RKI zum Beispiel gibt die Informationen über die Sterblichkeit inklusive der Altersverteilung in seinem Lagebericht zur Verfügung. Auch die Anzahl der durchgeführten Coronatests pro Woche mitsamt der Anzahl der positiven und negativen Tests kann man sich dort anschauen. Man muß sich halt ein wenig die Mühe machen und selbst recherchieren. Warum dies nicht auch durch die öffentlichen Medien geleistet wird, mag mit dem Thema gezielte Desinformation zusammenhängen?!?

Was habe ich während der vier Wochen gemacht?

Ab dem 12. März war unser gesamtes Team im Homeoffice. Ich bin am 13. März noch einmal ins Büro gefahren, um noch einige Arbeitsmittel mit nach Hause zu nehmen und mich dann auch noch ein letztes Mal für eine unbestimmte Zeit mit einem guten Kollegen zu Mittag zu treffen. Es war schon ein sehr komisches Mittagessen. Die Kantine war bei weitem nicht mehr so gefüllt wie noch 2 Wochen vorher als wir Essen waren. Und natürlich ging es auch hier um Corona – zuerst jedenfalls. Danach aber haben die ganz normalen Themen die Überhand genommen und ich denke das ist auch gut. Denn das Leben wird auch nach Corona weitergehen.

Am 12. März hatten wir auch die letzte erweiterte Vorstandssitzung des TSV Angelbachtal. Als ersten Punkt hatten wir damals die Maßnahmen und Durchführung besprochen, falls es zu Einschränkungen im Sportbereich kommen sollte, die Sport nicht mehr erlauben würde. Wir hatten es an der Entscheidung des Kultusministeriums festgemacht, ab wann die Schulen schließen. Und am 13. März kam dann die Entscheidung, dass in Baden-Württemberg die Schulen ab Dienstag 17. März die Schulen geschlossen werden. Nach einem kurzen Telefonat zur Mittagszeit des 13. März mit meinem Mitvorstand haben wir dann alle Übungsleiter über die vereinbarten Kommunikationskanäle davon informiert, dass ab sofort jegliche Aktivitäten im Jugendbereich eingestellt werden. Der Seniorenbereich wurde dann auch am Wochenende stillgelegt. Die Vereinsgaststätte am 20. März das letzte mal geöffnet.

Im privaten Bereich hatten wir ja bis zum 13. März noch viele Kontakte nach außen. Schon alleine der Schulbetrieb mit dem Busverkehr zu den Schulen hat dazu geführt, dass sich unsere Kinder mit vielen anderen Kinder getroffen haben – auch solchen die in den Osterferien im Skiurlaub waren. Ob es hier eine unbemerkte Infektion der Kinder und evtl. auch von uns als Eltern gab, kann ich natürlich mit Gewissheit nicht sagen. Ich hätte sie wirklich nicht bemerkt, denn ob ein morgendliches Halskratzen schon Corona ist? Eher nicht, wenn man auch den neuesten Studien zu der Webasto-Infektion folgt.

Ab dem 14. März haben wir dann aber die Kontakte sehr reduziert und seit dem Erlass des Kontaktverbots auch noch die wenigen Kontakte die wir bisher pflegten auch ruhen lassen bzw. auf rein virtuelle Basis gestellt.

Ein solcher Kontakt ist mein Pizzakumpel, den ich fast jeden Donnerstag treffe und mit dem ich an den Donnerstagen dann eine Pizza und einige Stubbis konsumiere. Zu unserem letzten Treffen vor dem Kontaktverbot habe ich auch noch meinen Meßdienerkollegen eingeladen. Ich bin wirklich froh, dass wir diesen Abend noch zusammen verbracht haben, denn es könnte doch noch lange dauern, bis wir uns in einer so gelösten Stimmung zusammen getroffen haben.

Seit dem 16. März sitzen wir nun als Familie also im Home Office. Die Kinder werden von der Schule mit den Lerninhalten versorgt, die sie dann in einem Wochenplan abarbeiten. Dies funktioniert erstaunlich gut und die Disziplin ist nun in der dritten Woche immer noch gut.

Angela und ich arbeiten auch von zuhause. Wir telefonieren jetzt eben sehr viel und stimmen uns mit unseren Kollegen über die diversen digitalen Kanäle ab. Alles in allem funktioniert dies auch für alltäglichen Arbeiten sehr gut. Wo ich allerdings schon Probleme sehe ist das kreative Zusammenarbeiten im Team. Hier sind doch Telefonverbindungen dank Zeitverzögerung nicht zuträglich und auch das Unausgesprochene wie Gesten und Körperhaltung geht dabei komplett verloren. Es fehlen essentielle Rückkopplungsmechanismen und ich habe den Eindruck, dass sie gerade im kreativen Bereich essentiell sind. Aber es kommen ja auch wieder andere Zeiten und dann ist auch wieder Zeit kreativ und innovativ zu sein.

Körperlich halte ich mich mit vielen Spaziergängen in der Natur fit. Die Natur ist ja jetzt gerade in der Phase in der jeden Tag Neues zu entdecken gilt und dies ist sicher auch eine Kraft die mich mit durch diese Krise trägt.
Außerdem versuche ich 2 bis 3 mal die Woche eine etwas anstrengendere Runde mit dem Fahrrad zu machen, um auch meine Kondition nicht komplett zu verlieren. Bisher ist es aber eher einmal pro Woche als dreimal.

Highlights

Gerade stelle ich mir die Frage, was nun in den knapp drei Wochen zuhause die Highlights waren. Und hier wird es echt schwer. Es fallen mir Dinge ein wie:

  • die Kinder helfen mehr im Haushalt mit
  • die Umstellung der Schule und des Berufs auf Heimarbeit funktioniert recht gut
  • wir haben wieder Klopapier und auch Hefe
  • wir sind alle noch gesund

Aber nun wirklich ein Highlight war da nicht dabei. Ist es das, was mich manchmal so nachdenklich macht und an mir nagt? Ich kann es noch nicht sagen. Oder ist einfach dieser Anspruch von einem Highlight zum andern gehen zu müssen, um ein erfolgreiches Leben zu führen der falsche? Ist dies evtl. eine uns eingeimpfte Idee, die uns konsumieren lässt in einer expandierenden Welt?

Fragen an denen ich sicher länger kauen muss. Da gibt es auf die Kürze keine Antwort.

Soviel also zu meinem Update im März. Ich werde mir das heute Abend nochmal anschauen und umschreiben, aber wer es heute schon liest, hat die Chance gerade einen ungeordneten Blick in meine Gefühls- und Gedankenwelt zu erhaschen.

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