Corona-Tagebuch bis Anfang März

Auf meiner morgendlichen Tour mit dem Fahrrad auf den Schindelberg und nach Eichelberg hatte ich mal wieder Zeit für mich. Das führt dann immer nach einer gewissen Zeit dazu, dass ich zu mir selbst komme – sprich dass all das um mich herum unwichtig wird und die für mich relevanten Dinge sich ihren Weg in meine Gedanken bahnen. Heute war es das Thema – werde ich mich in einem Jahr noch an das erinnern können, was in den letzten Wochen passiert ist? Kann ich mich jetzt schon daran erinnern, wie alles angefangen hat und wie ich mich dabei gefühlt habe und was ich gemacht habe?

Die Antwort war schlicht und ergreifend NEIN! Und als Konsequenz habe ich nun beschlossen mein ganz persönliches Corona-Tagebuch zu schreiben, das ich aber gerne mit der Welt teile.

Also fange ich mal damit an, mich daran zu erinnern, ab wann ich überhaupt das Thema Corona wahrgenommen zu haben.

Ich denke es war schon recht früh. Es waren die diffusen Meldungen aus China, dass ein Virus aufgetreten ist, das wohl seinen Ursprung in einem Fischmarkt in Wuhan habe soll. Ob ich das schon Ende Dezember oder Anfang Januar wahrgenommen habe, kann ich nicht mehr sagen. Aber das macht eigentlich auch gar keinen Unterschied mehr.

Damals war das Virus für mich weit weg und aus der Erfahrung mit der Vogelgrippe hatte ich erst einmal wenig Bedenken, dass auch diesmal dieser Infekt schnell eingedämmt werden kann. Einzig die seit der Vogelgrippe noch einmal erhöhte Mobilität der Menschheit machte mir ein wenig Sorgen. Ich war beeindruckt davon als dann doch relativ bald der chinesische Staat damit begonnen hat Wuhan weiträumig abzuriegeln. Das war der Zeitpunkt an dem mir klar wurde, da kommt etwas auf uns zu, das mit der Vogelgrippe nicht mehr vergleichbar ist.

Und dann ging ja alles relativ schnell. Plötzlich war das Virus nicht nur in Wuhan sondern in vielen Regionen von China. Dann kam das zweite Land dazu und das dritte Land und bald das 10. und spätestens als es in Deutschland bei Webasto angekommen war, wurde mir klar – jetzt wird es ernst. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich intensiver mit der Thematik auseinander gesetzt.

Leider gab es zu diesem Zeitpunkt aber keine wirklich wissenschaftlichen Informationsquellen. Und so sind auch bei mir die Gerüchte auf fruchtbaren Boden gefallen. Auch ich habe mich hier verrückt gemacht und hatte Fragen wie:

  • Ist das Coronavirus wirklich von dem Fischmarkt ausgegangen oder ist der Ursprung im nationalen Labor für Biosicherheit Chinas?
  • Oder wurde das Virus sogar von einem feindlichen Staat (warum nicht der USA) in der Nähe des Labors ausgesetzt worden, um China zu destabilisieren?
  • Gibt es in dem Virus wirklich eine DNA-Sequenz die der DNA-Sequenz des AIDS Virus entspricht und wenn ja, spricht das nicht auch für einen menschlich erzeugten Virus hin?

Alles Fragen die auch auf diversen Informationsplattformen ausgetauscht wurden und die nicht gerade zu einer sinnvollen Auseinandersetzung mit dem nun ja real existierenden Problem geführt haben – jedenfalls nicht bei mir.

Wie froh war ich daher, dass ich schon relativ früh auf den Podcast von Herrn Drosten von der Charité in Berlin aufmerksam geworden bin. Es war wohl der 02.03.2020 als ich über eine Internetrecherche zu den Auswirkungen von Corona auf Großveranstaltungen zufällig über diesen Podcast gestolpert bin: https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html

Endlich gab es eine Quelle, in der ein Wissenschaftler einer breiten Zuhörerschaft in allgemeinverständlicher Art und Weise über das Virus aufklärte. Als Physiker war ich sofort begeistert von den Ausführungen von Herrn Drosten. Denn endlich verstand ich, was da gerade passiert, was auf uns zukommen wird und warum bestimmte Maßnahmen ab einem bestimmten Zeitpunkt angebracht sind. Meine vorher vorhandene Panik war wie weggeblasen, denn ich konnte jetzt begreifen, was auf uns zukommt.

Seit diesem Tag verfolge ich den Podcast täglich und verstehe immer mehr von Viruserkrankungen und von den zugrunde liegenden Modellrechnungen. Dies hat sicherlich nicht meinen Respekt vor dem Virus gemildert – ganz im Gegenteil. Mir wurde der Ernst der Lage richtig bewußt, aber ich konnte jetzt verstehen, dass wir dem Virus etwas als Gesellschaft entgegensetzen können. Und das war tröstlich und in einer gewissen Weise auch beruhigend.

Zurückblickend wundere ich mich über mich selbst – über meine Handlungen wie z.B. das Fernbleiben bei einem Helge Schneider Konzert am 01.03. in Koblenz und damit der Möglichkeit meinen Bruder, meine Neffen dort zu treffen. Zu dem damaligen Zeitpunkt war das wohl übertrieben. Denn die Wahrscheinlichkeit sich dort anzustecken war nach dem was ich heute weiß wirklich sehr gering – aber das kommt halt davon, wenn man sich kirre machen lässt.

So das soll es nun fürs Erste sein mit meinem Update. Ich werde morgen wieder in mich gehen und mir evtl. auch schon ein paar Notizen von meinem heutigen Tag machen, damit ich wenigstens ab heute nichts vergesse 🙂

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