Mein Jahr 2018

Heute nutze ich meinen ersten Urlaubstag der Weihnachtsferien zu einem Rückblick. Was ist alles passiert? Was hat mich bewegt? Welche neuen Impulse habe ich bekommen?

Die Welt

Schauen wir erst einmal auf die Welt – also das Umfeld in dem ich und wir alle leben.
In der Welt haben die Populisten weiter an Land gewonnen. Viele Staatschefs machen mit markigen Bemerkungen auf sich aufmerksam. Twitter ist mittlerweile fast wichtiger geworden wie jede Zeitung. Geschichtlich gesehen sind wir wohl in eine Phase der Reaktion gerutscht. Das gab es schon immer und wird es wohl auch immer wieder geben. Die Menschen sind beunruhigt von den Veränderungen die auf sie einwirken und sie rennen denen nach, die ihnen versprechen, dass sie die alten Werte wieder herstellen werden. Das funktioniert auch eine zeitlang, aber die Geschichte hat gezeigt, dass darauf in den meisten Fällen eine ziemlich abrupte gesellschaftliche Änderung eintritt, denn man kann sich eine zeitlang gegen die Änderungen stellen, die auf uns zukommen und sie ignorieren. Aber irgendwann muss man sich verändern oder untergehen. 

Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt, ist die Erderwärmung. Der Sommer dieses Jahr war extrem trocken, extrem heiß und extrem lang. Nach dem verregneten Sommer 2017 nun also der heißeste Sommer seit ewigen Zeiten. Was zeigt mir das als Naturwissenschaftler? Immer wenn sich in einem System wichtige Faktoren ändern, schlagen Systeme besonders extrem in alle Richtungen aus. Das ist auch genau das, was das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung thematisiert hat und das wohl 90% der Bürger nicht verstanden haben. Wir sind dabei ein labiles Systeme zu destabilisieren, was dazu führen wird, dass es zu extremen Änderungen kommen wird. Es ist wie mit dem Auto, das auf der Kuppe steht. Zuerst einmal steht es fest und nichts passiert. Wenn ich aber anfange es in eine Richtung nur ein wenig zu bewegen, wird es sich langsam in Bewegung setzen und dann immer schneller den Berg hinunter rollen. Kleiner Effekt aber große Wirkung.
Ich bin mittlerweile zu der Einsicht gekommen, dass egal was wir auch machen werden, wir bereits das Auto angeschubst haben und dass sich das Klima ändern wird, auch wenn wir von heute auf morgen alles CO2 nicht mehr produzieren würden, das wir gerade in die Umwelt freisetzen, selbst dann sind wir schon über den Point of no Return hinweg. Das Klima wird sich ändern, was auch immer wir jetzt tun. Wir haben es eben versemmelt. Die Frage ist nun eher, was tun wir um uns der neuen Situation anzupassen? Das wird meine Kinder und sicher auch noch deren Kinder beschäftigen. Sicher ist nur, dass dies die Welt so wie wir sie heute kennen, komplett verändern wird. Ich hoffe nur, dass wir dazu fähig sein werden, eine gute Veränderung zu gestalten und dass es nicht (wie ich leider befürchte) in einer Katastrophe enden wird.

Deutschland

Von der weiten Welt nach Deutschland. Was hat sich hier getan. Deutschland ist völlig im Trend – auch bei uns werden die Populisten immer gefragter. Ein Indikator ist die AfD – eine Partei der Neoliberalen mit nationalistischem Einschlag. Ihr rennen die Menschen die Bude ein und die SPD mutiert zu einer FDP – also einer 5% Partei. Und das sogar zurecht, denn die SPD hat in meinen Augen ihre Wurzeln aus dem Auge verloren. Soziale Politik ist nunmal nicht Hartz 4, Privatisierung und Pöstchen in Aufsichtsräten großer Firmen. Das ist die Politik der CDU und der FDP… 
Ich sehe Deutschland immer mehr gespalten in die Schönen und Reichen auf der einen Seite und die Looser auf der anderen Seite. Der Mittelstand wurde immer mehr ausgedünnt, wobei mehr nach unten durchgerutscht sind als dass sie es zu den Schönen und Reichen gepackt hätten. Eine ganz gefährliche Entwicklung, die ein gefundenes Fressen für die Populisten ist – die sich dann wieder von den Schönen und Reichen per Parteispende schmieren lassen. Dirk Müller sagt dazu, dass wir nicht in einer Demokratie leben sondern in einer Plutokratie die sich gerade zu einer Kleptokratie entwickelt. Wer dazu mehr wissen will, dem empfehle ich das Buch Machtbeben von Dirk Müller.

Angelbachtal

Nun aber zum näheren Umfeld – meiner Gemeinde Angelbachtal. Wenn ich noch an eine Demokratie glaube, dann wohl nur im Kleinen – also in einer 5000 Seelen Gemeinde. Dieses Jahr habe ich mehr Zeit und Interesse in die Arbeit der Gemeinde gesteckt als in den letzten 11 Jahren in denen ich in Angelbachtal lebe. Warum erst jetzt – ganz einfach, da ich im Jahr 2017 damit angefangen habe, mich ehrenamtlich zu engagieren und mir diese Arbeit sehr viel Spaß gemacht hat und auch immer noch macht und mir dadurch auch die Menschen die in die Arbeit der Gemeinde eingebunden sind ans Herz gewachsen sind.
Erfolge der Teamarbeit, die ich mitgestalten durfte, waren im letzten Jahr sicherlich die Gespräche zur Fusion des TSV Eichtersheim und des TSV Michelfeld zu einem TSV Angelbachtal. Erste Früchte sind schon sichtbar. So gibt es das erste Mal eine gemeinsame Fußballmannschaft der Herren. Zu den Spielen kommen mittlerweile mehr Zuschauer als zu den Landesligaspielen des TSV Michelfeld in den vergangen Jahren. Die Menschen scheinen sich mit dieser Mannschaft mehr zu identifizieren und das ist ein ganz wichtiges Element, wenn die Fusion gelingen soll.
Außerdem konnte ich bei den Turnern des Sportvereins ein Lächeln ins Gesicht zaubern, indem meine Familie ein Turngerät gesponsert haben, das sich die Turnabteilung wohl eher nicht angeschafft hätten – eine Airtrack. 
Neben diesen sehr positiven Elementen gibt es aber auch die bitteren Momente. Die Auseinandersetzung mit einem Gemeinderat gehört da sicherlich dazu – es konnte aber nicht die positive Grundstimmung vergiften die mir Menschen wie Hans-Peter, Herwig, Oliver, Jürgen, Ingrid und all die anderen beschert haben.

Der Beruf

Ein kurzer Einblick in das berufliche Umfeld gebe ich auch. Seit knapp 4 Jahren bin ich nun in einem Team, das sich mit dem beschäftigt, was mir immer wichtiger geworden ist, je älter ich wurde – nämlich den Menschen. Ich darf für meine Firma ein Netzwerk aufbauen, das sich an ehemalige und aktive Mitarbeiter richtet – das SAP Alumni Network. Das Motto des Netzwerks ist „We are Family“ und es ist immer wieder schön bei den Treffen zu sehen, dass dies nicht nur Worte sind. 
In diesem Umfeld darf ich auch mein Hobby ausleben – das Arbeiten in einem agilen Team. Wir sind selbst für SAP Verhältnisse ein sehr spezielles Team. Wir sind nicht hierarchisch organisiert sondern sehr autonom. Jeder hat seine Themen, wobei aber jeder auch die anderen immer mit involviert in seine Arbeit. Als Head of SAP Alumni habe ich mit Margret Klein-Magar die beste Managerin, Projektleiterin, Vorgesetzte die ich in meiner beruflichen Kariere je hatte. 
Die anderen Teammitglieder sind Überzeugungstäter, die oft neben ihrer bezahlten Tätigkeit ihre Energie in das Thema stecken. Im erweiterten Team sind sogar Menschen die schon lange nicht mehr für SAP tätig sind und aus Interesse an dem Thema ihre Zeit und Energie einsetzen. Insgesamt also fast schon ein „Open-Source Project“ – also ein Projekt in dem man nicht aus der Not seinen Lebensunterhalt zu verdienen Mitarbeit sondern aus grundlegender Überzeugung. 
Neben diesen Teamthemen hatte ich noch ein weiteres Thema zu bearbeiten, das mich sehr viel Kraft gekostet hat – der Anbieterwechsel der Software mit der wir dieses Netzwerk verwalten. Dieser Anbieterwechsel war leider mit sehr viel Ärger mit dem alten Anbieter verbunden, der es nicht scheute mich auch persönlich anzugreifen. Zum Glück hatte ich hier den Rückhalt meiner Firma, die sich hinter meine Entscheidung gestellt hat. Und zusätzlich habe ich mit dem neuen Anbieter auch noch eine Firma gefunden, in der grundlegende Werte wie Respekt, Vertrauen, Zuverlässigkeit groß geschrieben werden. Ich hoffe dass die Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Anbieter zum Jahreswechsel nun endlich abgeschlossen wird – aber das muss ich leider der Phantasie der Gegenseite überlassen, wie ein Anwalt mal zu mir sagte…

Die Familie

Was hat sich in der Familie verändert? 2018 war für mich familiär kein einfaches Jahr. Der Tod meiner Mutter letztes Jahr um die Weihnachtszeit ist eine Zäsur in meinem Leben. Vieles ist nicht mehr so, wie es einmal war. Viele alte Rituale sind plötzlich nicht mehr möglich – ich kann meine Mutter nunmal nicht mehr Mittwoch Mittags auf der Fahrt von der Arbeit nach Hause anrufen. Ich hole sie auch nicht mehr kurz vor Weihnachten ab, damit sie ihren Geburtstag und die Feiertage in meiner Familie verbringen kann. Und ich habe nicht mehr den Menschen, der aus allem immer das Beste machen konnte – und wenn die Situation auch noch so verfahren erschien – sie wußte immer es mit einer trockenen Bewegung wegzuwischen und dann wieder in das Tun zu kommen. 
In den Streitigkeiten rund um das Erbe habe ich einen Bruder verloren aber dafür eine Schwester wieder getroffen. Ich bin gespannt, was sich daraus entwickeln kann.
Der innere Kreis der Familie – meine Frau und meine Kinder – haben mir auch in diesem Jahr den Halt gegeben, den ich bei all den Widrigkeiten brauche, die an allen Ecken und Enden auf mich gelauert haben. Wir haben eine wunderbare Feier zu unserem 100. Geburtstag organisiert, den wir im Kreise unserer Freunde und Familie feiern durften. Ich habe Menschen auf der Feier wieder gesehen, die ich seit den Tanzschulzeiten vor 30 Jahren nicht mehr gesehen habe. Und es war als hätten wir uns erst gestern das letzte Mal gesehen. 
Außerdem haben wir einen sehr schönen und entspannenden Urlaub in Lit-et-Mixe am Atlantik verbracht. Gutes Essen, warmes aber nicht heißes Wetter, eine sehr angenehme Unterkunft und viel Zeit für uns. Es war einfach genial.
Angela hat eine berufliche Veränderung angestoßen, die ihr hoffentlich mehr Zufriedenheit beschert und die Kids haben sich sehr erfolgreich in der Schule geschlagen. 
Von daher kann ich meiner Familie nur danken.

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