Leben wir im Krieg?

Heute mal ein anderer Gedanke – oder eher ein Eindruck.

Schaue ich mir die Zeitungen, die Nachrichtenportale oder auch die Postings auf privaten Seiten an, dann schlägt mir die Aggressivität und die Verrohung der Sitten geradezu ins Auge. 

Auch die Rhetorik der Politiker wird immer aggressiver und respektloser. Ob nun ein amerikanischer Präsident seine ehemaligen Vertrauten als Trottel, Dumm wie ein Stein oder ähnliches bezeichnet oder ob es die Abgeordneten im Bundestag sind, die kein gutes Haar an ihrem Gegenüber lassen. Überall ist die verbale Aufrüstung im vollen Gange und wir das Volk schauen fasziniert zu. Früher war Hollywood dafür zuständig uns zu Weihnachten eine neue Fortsetzung von „Die hard“ zu liefern, in dem wir mit offen Augen und Ohren uns anschauen konnten, wie Gut gegen Böse sich mit ähnlichen Mitteln bekämpfen. Das alles ist offenbar gar nicht mehr nötig. Wir haben ja unsere Vorbilder in Politik und Sport, die das live und in Farbe jeden Tag liefern.

Aber warum ist das so? Ist das das Spiegelbild unserer Gesellschaft? Und wenn ja, ist es das, was wir uns wünschen? Bereits 1811 schrieb Joseph Marie de Maistre in einem Brief: „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient“.  Haben wir also dieses Schauspiel, das uns auf allen Ebenen geboten wird verdient?

Aber welche Werte vermisse ich, wenn mir das aktuelle Zusammenleben nicht gefällt. Respekt, Empathie und Liebe.

Respekt gegenüber dem Menschen, dessen Denken, dessen Werte, dessen Wirken. Natürlich bedeutet Respekt nicht, dass man alles gut heißen muss, was ein anderer macht, aber man soll es respektieren und hinterfragen. Immer wenn mir ein Mensch „sauer aufstößt“ frage ich mich, warum dies so ist und ob das etwa mit meinen eigener Einstellung zu einer Sache oder einem Verhalten im Verbindung steht. Denn oft sind es die Entwicklungsdefizite bei sich selbst, die einem sauer aufstoßen, wenn ein anderer Mensch dort besonders befähigt ist. Dies dann einfach auch einzugestehen und es als Chance zu begreifen von dem anderen Menschen zu lernen, ist ein Geschenk das man annehmen kann – aber natürlich nicht muss.
Aber natürlich gibt es auch Situationen wo ich mir sage, dass ich von dem Menschen der mir sauer aufstößt weder etwas lernen kann, noch dass ich seine Werte und sein Wirken gut heißen kann. Dem stelle ich mich dann auch gerne mit aller Entschiedenheit entgegen – aber erst nachdem ich darüber nachgedacht habe.

Empathie oder das Zuhören und Verstehen. In meiner Wahrnehmung leben wir in einer Welt der Lauten und Schrillen. Je lauter und schriller jemand brüllt, umso mehr Gehör kann er sich verschaffen und umso mehr kann er seine Gedanken verbreiten. Mich ekelt das offen gesagt an, denn ich bin kein lauter und auch kein schriller Mensch. Denn hier kommt der Respekt ins Spiel. Laute und schrille Menschen haben keinen Respekt vor den anderen, denn sie überschreien sie einfach.
Daher ist mir das Zuhören, das Verstehen und das Fühlen ein wichtiger Anteil des Zusammenlebens. Bevor ich mit einem „Aber“ komme, möchte ich erst verstehen, ob mein Aber denn auch angebracht ist. Ich möchte wenn möglich sogar zuerst einmal in mich gehen und darüber nachdenken, bevor ich reagiere. Denn nur wenn ich mich in einen Menschen hineinfühlen kann, kann ich ihn verstehen und mit ihm auch so umgehen, wie er es verdient hat.
In unserer schnellen Welt ist aber dafür häufig kaum noch Zeit. Alles muss jetzt und gleich entschieden werden. 

Liebe – als höchste Stufe der Wertschätzung. Nur wenn man den Respekt und die Empathie als Werte mit sich trägt ist man fähig auch andere Menschen zu lieben. Ihnen etwas entgegenzubringen, das nicht verfliegt, sobald der Mensch den Raum verlässt. Etwas nachhaltiges in einem anderen Menschen zu bewegen. In unserer Gesellschaft wird Liebe oft mit dem Geschlechtsverkehr verwechselt – „Liebe machen“. Dabei geht es hier doch um etwas ganz anderes. In meinem Leben bin ich glücklicherweise sehr vielen Menschen begegnet, von denen Liebe ausgegangen ist – die mir Anstöße gegeben haben für mein eigenes Leben. Und das in einer selbstlosen und bedingungslosen Art. Es sind die Menschen, die man das ganze Leben nicht mehr vergisst und die einem für den Rest des Lebens auch prägen.

Aber zurück zu meiner Überschrift. Leben wir in einem Krieg? Ist das ganze Leben nichts anderes als ein Kampf. Ein Kampf um das höhere Ansehen, das meiste Geld, das schönste Auto, den begehrenswertesten Partner? Soll das wirklich alles gewesen sein. 

Ich glaube nicht dran. Das kann nicht der Sinn sein, für den es sich lohnt zu leben. Und daher gehe ich gerne Wege, die für viele nicht nachvollziehbar sind, aber die mit meinem Genius im Einklang stehen. Denn am Ende muss ich vor mir selbst Rechenschaft ablegen, was ich aus meinem Leben gemacht habe. Und ich weiß schon heute, dass es sicherlich nicht Kämpfe sein werden, die ich ausfechten musste, auf die ich stolz sein werde, sondern die Dinge bei denen ich durch Respekt, Empathie und Liebe Dinge bewegen konnte, die mit Kampf nie zu erreichen gewesen wären.

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